© Wieslster
Witold
Übersetzung aus dem Italienischen:
Brunhilde Miriam Bertotto
Studienobjekt Mensch:
Das elektrische Labyrinth
In diesem Artikel werden wir
auf einige Funktionen des Nervensystems näher eingehen und zwar indem wir die Einzelbetrachtungsmethode
anwenden, d. h. wir klammern das Nervensystem zunächst von allen anderen
Systemen aus, später betrachten wir dann die Auswirkungen und Reaktionen und
gliedern es wieder in die Gesamtheit Mensch ein. Hierzu bedienen wir uns der
neuesten Entdeckungen und Erkenntnisse aus dem Bereich der Naturwissenschaften
und der experimentellen Ergebnisse, die Vita Nova in seinem „Laboratorium“
erzielt hat.
„Die Kraft steht ganz für
sich selbst und ist alles in jedem Teil von ihr. Kraft ist nichts anderes als
eine spirituelle Tugend, eine unsichtbare Macht, die durch zufällige Gewalt von
sensiblen Körpern im Unsensiblen erzeugt und eingeflößt wird, wodurch diesen
Köpern etwas mit dem Leben Vergleichbares verliehen wird. Dieses Leben ist ein
wunderbares Unterfangen, weil es den Ort und die Form von allen geschaffenen
Dingen bezwingt und verwandelt; es läuft wütend seiner Zerstörung entgegen wird
sich mittels dieser Ursachen unterscheiden.“
Leonardo da Vinci
Holismus
und Reduktionismus
In der westlichen Welt
bewegte sich die wissenschaftliche Denkweise bis Ende des 19. Jahrhundert im „reduktionistischen“ Sinn weil man
glaubte, es sei notwendig, jedes x-beliebige Problem in seine einzelnen
Bestandteile zerlegen zu müssen, um es lösen zu können.
Der Reduktionismus wurde
also bei allen Wissenschaften und Problemen in der Hoffnung angewendet, das
ganze System verstehen zu können, wenn man das Funktionieren der einzelnen
Organisationsebenen studiert.
Auch heute hat sich diese Herangehensweise
nicht geändert; leider betrachtet jeder Spezialist nur eine einzelne, von den
anderen ausgegrenzte Organisationsebene.
Der Biologe studiert in
einer Kultur oder einem Gewebeteil separate Zellen. Der Physiologe studiert ein
einzelnes Organ oder ein einzelnes System: das Nervensystem, das endokrine
System, das Immunsystem, etc. Der Ethologe studiert die Verhaltensweisen der
Tiere, der Psychologe das Verhalten der Menschen, der Soziologe beobachtet die
Gesellschaft und der Ökonom die Produktionstätigkeit letzterer, wohingegen der
Politiker versucht, die Massen zu führen und zu kontrollieren.
Keiner von ihnen weiß, was
der Andere bei der Erforschung der Organisation herausgefunden hat, der er sich
gewidmet hat.
Ist es wirklich derart unmöglich,
anders vorzugehen?
In diesen komplexen Systemen
üben in der Tat unzählige Faktoren ihren Einfluss aus, deshalb muss man, wenn
man die verschiedenen Organisationsebenen gut beobachten und verstehen will, diese
trennen und studieren, indem man jedes Mal nur einen Faktor verändert. Diese
Herangehensweise ist sehr vorteilhaft, aber leider hilft sie nicht, die Dynamik
der Gesamtheit der Strukturen zu verstehen.
Auf diese Art und Weise ist
man nicht in der Lage, die zwischen den verschiedenen Systemen bestehenden
Beziehungen zu erkennen. Alle Bruchstücke des Puzzles, die vorher aussortiert
und einzeln studiert wurden, sind immer noch verstreut und wahrscheinlich
müssen viel noch erst entdeckt werden.
Der nachfolgende Schritt, nämlich
diese Bruchstücke wieder zu vereinen und so ein umfassenderes Gesamtbild der
Realität zu erhalten, wird nur von wenigen erahnt.
In seinem Werk „Gödel, Escher, Bach“ hat Douglas Hofstadter
die Unterschiede zwischen Holismus und Reduktionismus erläutert.
In „Flucht der Ameise“
veranschaulicht er klar und deutlich anhand der Ereignisse in einem
Ameisenhaufen die Fallen, in die man tappen kann, wenn man eine Ebene mit der
anderen verwechselt.
Wie wir alle wissen, haben
die Ameisen eine vielschichtige und äußerst gut organisierte
Gesellschaftsstruktur, die auf Arbeitsteilung und gemeinsame Verantwortung
fußt. Obwohl jede einzelne Ameise über eine sehr begrenzte Sammlung von
Verhaltensweisen verfügt, zeigt die Gesamtheit der Ameisen – der Ameisenhaufen
– eine bemerkenswert zielgerichtete und intelligente Aktivität.
Der Bau des Ameisenhaufens
erfordert eine umfassende und komplexe Planung und es ist offenkundig, dass
keine Ameise allein ein geistiges Bild von der Gesamtplanung hat: jede Ameise
ist nichts anderes als ein Roboter, der dazu programmiert wurde, einfache
Arbeiten auszuführen. Wenn wir aber den „ganzen“ Ameisenhaufen betrachten,
taucht ein komplexes Konzept vor uns auf. Auf dieser holistischen Ebene
offenbaren sich „aufstrebende“ Merkmale wie z.B. die zielgerichtete
Verhaltensweise und Organisation. Insgesamt gesehen handelt es sich um ein
Konzept.
Laut Hofstadter
widersprechen sich diese beiden Ebenen nicht. Die Frage, ob die Welt durch
Holismus oder Reduktionismus verstanden wird, ergibt keinen Sinn.
Es hängt davon ab, was man
erkennen will, weil es sich um zwei verschiedene, sich aber ergänzende
Gesichtspunkte handelt und jede ist auf ihrer Ebene effektiv.
Bei den biologischen Systemen
streitet es niemand ab, dass es sich bei einem Organismus um eine Gesamtheit
von Atomen handelt. Der Fehler liegt darin, in ihm nichts anderes zu sehen, als
eine Gesamtheit von Atomen. Der grundlegende Einwand hierzu ist, dass wenn man
ein lebendes Wesen beseitigt indem man behauptet, es handle sich ja nur um eine Anhäufung von
Atomen, die sich zufällig aus zufälligen Ereignissen gebildet hat, dann bringt
das eine Abwertung unser eigenen Existenz mit sich.
Eine neue Wissenschaft
liefert uns hierzu ein Beispiel: die Psychoneuroimmunologie. Sie entstand erst
vor kurzem dank einer Gruppe amerikanischer Ärzte der Harvard Medical School. Diese
junge, medizinische Wissenschaft erforscht den Einfluss des Geistes auf den
Körperzustand des Menschen.
Forschungen haben die enge Beziehung zwischen Psyche,
Nervensystem und Immunsystem an den Tag gebracht und bewiesen, wie wohltuende
oder zerstörerische Gefühle, Verhaltensweisen und Stress den Gesundheitszustand
oder die Behandlung von Krankheiten beeinflussen können.
Die breite Zustimmung und
zahlreichen Erfolge die diese Forschungen erzielt haben, sind im Wesentlichen
einer anderen Betrachtungsweise des Menschen zu verdanken. Der Mensch gesehen
als Ganzes, als eine psychische, biologische und physische Gesamtheit und ohne
wieder den klassischen Fehler einer Methodik zu begehen, bei der nur ein System
ausgegrenzt und studiert wird, um dann zu behaupten, dass dieses System sich
genauso verhält und funktioniert wenn es sich wieder an seinem Platz, zusammen
mit den anderen Systemen, befindet.
In diesem Artikel werden wir
uns mit einigen Funktionen des Nervensystems näher beschäftigen. Wir werden die
reduktionistische Methode anwenden, das System erst von den anderen Systemen
ausgrenzen, danach wieder in die Gesamtheit Mensch einsetzen und die
Auswirkungen und Beziehungen beobachten.
Dabei bedienen wir uns den
neuesten Entdeckungen der verschiedenen Naturwissenschaften und den Ergebnissen
der Erfahrungen die Vita Nuova in seinem „Laboratorium“ erzielt hat.
In der Tat, in den meisten
Fällen, wenn das Nervensystem zunächst ausgegrenzt und studiert und dann wieder
mit dem Organismus in Verbindung gebracht wurde, hat man festgestellt, dass die
vorher beobachteten Auswirkungen eben nicht denen ähneln die erzielt werden,
wenn das Nervensystem in die Gesamtheit eingefügt ist. Wenn man die
Wechselwirkungen und die ständigen Austausche, die zwischen den Systemen
untereinander stattfinden nicht beachtet, ist es fast unmöglich, sich ein
reales Bild von der ganzen Gesamtheit zu machen.
Wir wissen genau, wie
wichtig es ist, das Nervensystem als wesentliche Primärstruktur – die in der
Lage ist, innere und äußere Impulse zu empfangen und zu senden, welche dann zu
jenen Informationen werden, denen sich
ein Wesen bedient um zu überleben, zu lernen und sich zu entwickeln – zu
kennen und dieses Wissen durch Studium zu erweitern.
Ohne diese Grundkenntnisse
wäre es unmöglich sich in das Studium des Menschen zu vertiefen, weil dann die
Funktionen und Beziehungen mit den anderen Systemen nicht dabei sein würden.
Dadurch würde eine wichtige
Variable vernachlässigt, was uns zu groben Auslegungsfehlern führen könnte.
HISTORISCHE
ANZEICHEN
Das Problem der
Nervenkommunikation war über lange Zeit Gegenstand ideologischer Abhängigkeit.
Erst Aristoteles und dann Galenos behaupteten, dass ein subtiler „Lufthauch“
durch die Nervenkanäle fließt. Isaac Newton, der von „nicht greifbarem Äther“
sprach trug dazu bei, dass die Nervenfunktion zu etwas Geheimnisvollen wurde,
weil ihr Lebenskräfte zugeordnet wurden, die dem menschlichen Verständnis
entglitten.
Nach Galvanis berühmten
Beobachtungen der tierischen Elektrizität, änderte sich die Situation
drastisch. Der italienische Wissenschaftler hatte im Jahre 1771 beobachtet,
dass die Entladung statischer Elektrizität, die aus den sogenannten
Leyda-Flaschen stammte, die Zusammenziehung eines Muskels erzeugen kann. In der
Folgezeit bemerkte Galvani, dass analoge Kontraktionen auch ohne statische
Elektrizität erfolgen, wenn die äußersten Punkte eines Bogens aus zwei
verschiedenen Metallen die Lumbalnerven oder Oberschenkelmuskeln berühren. Um
sich dieses Phänomen – analog zu dem Vorhergehenden aber ohne elektrische
Induktion – zu erklären, dachte Galvani, der Körper des Frosches sei eine
Elektrizitätsquelle und der zweimetallige Bogen hätte keine andere Funktion als
jene, die Entladung durch den geschlossenen Stromkreis hervorzurufen. Eine
Entladung, die durch die Nervenstränge geleitet wird und so die
Muskelkontraktionen verursacht.
Alessandro Volta
interessierte sich sofort für diese Experimente und dachte stattdessen, dass
die Elektrizität nicht von den Fröschen erzeugt würde sondern von dem
zweimetalligen Bogen, unter den sie gesetzt wurden.
Wie ja allgemein bekannt
ist, hatten die beiden unterschiedlichen Auslegungen der beiden großen
Wissenschaftler leidenschaftliche Diskussionen in den damaligen
wissenschaftlichen Kreisen zur Folge.
Nach verschiedenen
Vorkommnissen erreichte die Streitfrage ihren Höhepunkt durch zwei unvorhergesehene
Ereignisse: Galvanis Tod und Voltas Entdeckung der Batterie gegen Ende des
Jahres 1799.
Nachdem Galvanis Stimme
erloschen und bewiesen war, dass man mit der Batterie Elektrizität erzeugen
kann, erntete Volta die Lorbeeren, die Auseinandersetzungen hörten auf und
keiner wagte es mehr zu behaupten, dass im Körper der Tiere elektrische Ströme
erzeugt werden können, durch die sich die Muskeln zusammenziehen.
Hätte der großartige Biologe
aus Bologna weitergelebt, dann hätte er sich wahrscheinlich auch durch die
Entdeckung der Batterie nicht geschlagen gegeben. Er hätte seinem erhabenen
Rivalen widersprechen können, dass nämlich auch lebendige Frösche ohne
zweimetalligen Bogen aus freien Stücken die Muskeln zusammenziehen.
Man muss sich darüber einig
sein, dass die Nerven von elektrischem Strom durchlaufen werden, der nur in
ihrem Körper erzeugt worden sein kann.
Physik und Neurologie hätten
bei ihren Forschungen ein gemeinsames Ziel verfolgen und die Beziehungen
zwischen physischen und biologischen Phänomenen erklären können, aber die
Auseinandersetzung über „tierische Elektrizität“ und „metallische Elektrizität“
sollte erst 1838 von Carlo Matteucci beigelegt werden und zwar durch den
Gebrauch des Galvanometers, einem Messinstrument, mit dem er beweisen konnte,
dass Nerven und Muskeln Elektrizität erzeugen und leiten.
Zehn Jahre später erbrachte
Emil du Bois-Reymond, ein deutscher Gelehrter, den endgültigen Beweis, dass der
„Lufthauch“ von Aristoteles und Galenos nichts anderes ist als eine Gesamtheit
von elektrischen Phänomenen. Das Signal, das am Nerv entlang läuft, dann in die
Muskeln gelangt und eine Kontraktion verursacht, ist ein elektrischer Strom,
der Aktionspotential genannt wird.
ELEKTRISCHE
IMPULSE
Jede lebende Zelle ist von
einer halbdurchlässigen Membrane umhüllt, die sie von dem sie Umgebenden
trennt. Diese Membrane ist wie eine Art Sieb und besteht aus Maschen
veränderlicher Größe: die Maschen können sich tatsächlich in einigen Fällen
erweitern, um Ionen herein- oder herauszulassen, die die Maschen unter normalen
Bedingungen nicht durchqueren könnten.
Ionen sind positiv oder
negativ elektrisch geladene Atome und die Membrane eine Art von Wand, die zwei
Ladungen mit unterschiedlicher Intensität voneinander trennt.
In den Zellen und auch
außerhalb befinden sich Natrium,- Kalzium- und Kalium-Ionen, die ständig die
Zellmembrane durchqueren. Dank dieses Kommen und Gehens von Ionen ändern sich
die elektrischen Potentiale entlang der Faser, an der die elektrischen Impulse
laufen.
Jüngste Forschungen haben
ergeben, dass es Pumpenproteine gibt, die auf der ganzen Membrane der
Nervenzelle verstreut sind und deren Aufgabe es ist, Kalium in ihr Inneres zu
pumpen.
John Ecclse, ein
Neurophysiologe, der einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der Neuronen und der
Synapsen geleistet hat, stellte als Erster die Hypothese auf, dass es eine Art
„Pumpe“ gäbe, die diese Arbeit im Inneren der Zelle ausführt.
Bei den Natriumionen ist
stattdessen das Gegenteil der Fall. Ihr Gleichgewichtspotential liegt weit
entfernt von dem Ruhepotential der Membrane. Sie würden in das Innere des
Neurons hineinstürzen, wenn es nicht die „Natriumpumpe“ gäbe, die die
Natriumionen ständig vom Inneren der Zelle nach außen transportiert und dadurch
die Potentialdifferenz zwischen dem Inneren und Äußeren des Neurons
gewährleistet, damit das optimale Niveau auf -70 mV gehalten wird.
Bis jetzt haben wir das Neuron im Ruhepotential betrachtet,
wie wir aber wissen, sind Neuronen erregbar. Infolge eines Reizes, z.B. einer
geringfügigen Entladung, die wir an seine Oberfläche kommen lassen, wird sein Ionengleichgewicht
erschüttert. Die
Natriumionen dringen tatsächlich in das Innere der Zelle ein und verändern dadurch
ihre elektrische Ladung von – 70 mV auf + 50 mV im Vergleich zu außerhalb: es
erfolgt also eine Potentialänderung.
In ungefähr einer
Tausendstelsekunde wird das Äußere der Nervenzelle negativ, weil ein Natriumionenstrom
das Innere des Neurons überschwemmt hat. Nun tritt die Natriumpumpe in Aktion,
die die negative elektrische Ladung wiederherstellt, die das Innere der
Nervenzelle im Ruhepotential charakterisiert.
All diese ionischen und
elektrischen Phänomene können auf dem Bildschirm des Oszilloskops sichtbar
gemacht werden und zwar in Form einer spitzen Welle, die ca. eine
Tausendstelsekunde dauert. Diese Welle stellt das sogenannte Aktionspotential
dar, d. h. die Gesamtheit der elektrischen Veränderungen die einem Neuron vor
sich gehen, wenn es erregt ist.
Ein Neuron charakterisiert
sich nicht nur durch seine Fähigkeit erregbar zu sein, d.h. seinen
bioelektrischen Zustand verändern zu können, sondern auch dadurch, dass es den
Impuls nach außen weiterleiten kann, bis dass Synapsen erreicht werden.
Und genau in diesen winzigen
Knöpfchen kommt der elektrische Strom zum Stillstand: genau da ändert sich die
Form der Signale und der elektrische Code wird in einen chemischen verwandelt.
Die Anfangssignale werden
also entlang des Axons (langer, schlauchartiger Nervenzellfortsatz) elektrisch
übertragen, aber die Kommunikation der Zellen untereinander erfolgt danach
durch chemische Substanzen, die von einer zur anderen überwechseln. Es ist als
ob ein Neuron auf das Nachfolgende einwirkt indem es chemische Substanzen
spritzt und diese Chemiebrücke fügt den Möglichkeiten des Neurons eine neue
Dimension hinzu.
Warum hat die Physiologie
von Anfang an nur ihre Studien der biochemischen Funktionen der Neuronen
verstärkt und so eine große Lücke über die grundlegende Primärursache, den
elektrischen Impuls, gelassen?
Wenn das Nervensystem mit
seinem Netzwerk aus Leitungen und seinen Organen von elektrische Strömen
durchlaufen wird, könnte der menschliche Organismus dann nicht den Gesetzen der
Physik, der Elektrizität und dem Magnetismus unterliegen?
DIALOG
ZWISCHEN DER PSYCHOBIOPHYSIK UND DER PHYSIOLOGIE
Jahrhundertelang und bis in
die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts haben sich die Chirurgen Gedanken darüber
gemacht, wie man die kranken Organe „herausschneiden“ könnte. Dann habe sie
begonnen, diese mit Spenderorganen oder künstlichen, von Menschenhand
gefertigten, dem menschlichen Geist entsprungenen und aus von Menschen
erfundenen Materialien hergestellten Prothesen zu ersetzen.
Für den
Durchschnittsmenschen begann die Ära der Herzprothesen mit dem Einsetzen der
ersten künstlichen Herzklappe (Jarwik-7) bei Barney Clark am 2. Dezember 1982.
Damals hat die öffentliche
Meinung der halben Welt 112 Tage in Folge über diesen Plastikgegenstand
gesprochen. Vielen erschien es unglaublich, dass ein technisches Produkt, möge
es noch so ausgefeilt sein, die Funktionen des menschlichen Herzens ersetzen
könne.
Seit Jahren arbeitet man in
der Abteilung „Artificial Organs“ der Universität von Utah an einem künstlichen
Herzen, das man in den Brustkorb einer Person einpflanzen kann.
In diesen Prothesen wird
eine kleine Elektropumpe von einer tragbaren Batterie gespeist, die an einem
Gürtel befestigt werden kann. Die ganze Vorrichtung, die eigentlich wie ein
elektrohydraulischer Kraftumwandler funktioniert, wiegt nur 80 g, nimmt 30
Kubikzentimeter Platz ein und ist mit einem unentbehrlichen Kühlsystem
versehen.
Bei dieser Vorrichtung würde
die Haut von elektrischen Drähten durchquert, die kleiner und biegsamer als
Pressluftröhren sind. Dadurch wird das Infektionsrisiko an den Stellen, an
denen die Haut von ihnen durchlaufen wird, auf ein Minimum reduziert.
Das ambitionierteste Projekt
ist eine Prothese, die von einer in die Bauchhöhle eingepflanzten Batterie
betrieben wird, die mittels einer Funkfrequenzvorrichtung aufgeladen werden
kann.
Die höchstentwickelten Hörgeräte sind jene, die man
einpflanzen kann und sie beinhalten ein Mikrofon, einen elektronischen
Minicomputer zur Analyse und Umwandlung der Töne in elektrische Signale und
schließlich ein Übertragungssystem, um die Töne in eine Elektrode abzuleiten,
die komplett im Innenohr, in die Ohrschnecke eingepflanzt wird. Im Inneren
dieser kleinen Struktur erfolgt die Umwandlung der akustischen Signale in Nervenimpulse,
die über die Nervenfasern des Hörnervs zum Gehirn gelangen.
Ein derartiges Gerät hat
William House vom Ear Institute of Los
Angeles entworfen und gebaut.
Die am weitesten
fortgeschrittene Sehhilfe ist jene, für die William Dobelle von der Abteilung Artificial Organs von der Columbia
Universität ein Herstellungsverfahren entwickelt hat: das elektronische Auge.
Hierbei handelt es sich um eine Vorrichtung,
die anstatt des unbrauchbaren Organs in die Augenhöhle eingesetzt wird und in
deren Mitte sich eine Fernsehkamera befindet, die in der Lage ist, Lichtsignale
aufzufangen und sie an eine Vorrichtung zu senden, die sie dann interpretiert.
Übrigens hat Dobelle bereits
einige beträchtliche Erfolge erzielt. Die neurophysiologischen Grundlagen, auf
denen der Wissenschaftler sein künstliches Auge aufbaut, sind ziemlich einfach.
Normalerweise, wenn man in die Hinterhauptzone des Gehirns, wo die Sehsignale
ankommen Elektroden einsetzt und wenn man dann kleine, elektrische Impulse
dorthin sendet, dann nimmt die Person besondere Lichtpunkte (Funken) wahr, die
sogenannten Phosphene.
Man dachte also, dass wenn
das Entsenden und der Empfang von elektrischen Signalen organisiert und kodifiziert
wären, die Person ihre Umwelt wieder sehen könnte, wenn auch nicht deutlich. Man
bräuchte also auch eine Vorrichtung, die die Lichtsignale in elektrische
Impulse umwandelt, etwas Ähnliches wie die von Dobelle erdachte Fernsehkamera,
auch für das menschliche Auge.
Im Bereich der
orthopädischen Prothesen hat der technische Fortschritt ebenfalls bedeutende
Erfolge erzielt. Holz und Eisen wurden durch besonders widerstandsfähiges
Kunststoffmaterial, Harze und sehr leichte Metalllegierungen ersetzt.
Die modulare Bauweise hat
den Einzelblock verdrängt und schließlich gestattete die Mikroelektronik den
Bau von Kontrollsystemen, die ein weiteres und feineres Bewegungsspektrum
ermöglichen. Die mikroelektrischen Prothesen werden von Vorrichtungen in Gang gesetzt,
die die bioelektrischen Signale der noch im Stumpf der Gliedmaße verbliebenen
Muskeln erweitert und regelt.
Jede noch so kleine
Muskelbewegung, die wir ausüben, ist in der Tat mit einem elektrischen
Potenzial verbunden, welches die Summe der Potenziale sehr vieler Muskelzellen
ist. Aus je mehr Zellen sich die Summe zusammensetzt, desto höher ist das
Potenzial. Die von besonderen, auf der
Haut platzierten Sensoren empfangenen und zweckmäßig erweiterten und
integrierten Potenziale setzten einen Mikromotor in Gang, der die Prothese
„einschaltet“. Durch kleine Bewegungen mit dem Stumpf bewegt sich deshalb dann
die Prothese.
Diese jüngsten Beispiele von
Entwurf, Bau, Installierung und Gebrauch von mechanischen, mikroelektrischen
und mikroelektronischen Prothesen und die bis heute erzielten brillanten
Ergebnisse geben den Theorien und Experimenten der Psychobiophysik recht.
(Siehe Vita Nuova Nr. 57.)
In seiner wissenschaftlichen
Abhandlung La Teoria delle Apparenze
(die Theorie der Erscheinungen) erklärt und beweist der Ingenieur Marco
Todeschini, dass das Nervensystem und die Organe des menschlichen Körpers und
alles was mit ihm zusammenhängt, vom elektrischen Strom in Gang gesetzt
Strukturen und Apparate sind.
Die Sinnesorgane
funktionieren also wie Oszillatoren die mitschwingen, wenn sie von gleichen
oder wechselnden Belastungen (Schwingungen) von außen getroffen werden und sie
übermitteln sie dem Gehirn über die Nervenstränge.
So wird also die Auffassung der klassischen Physiologie umgestürzt,
weil sie nämlich vermutet, die Nerven seien die Leiter von Nervenreizen
obskurer Natur, währenddessen bei Untätigkeit der Sinnesorgane, die
dazugehörigen Nerven von elektrischen Strömen durchlaufen werden.
Außerdem bestätigt sich die
Auffassung, dass die Sinnesorgane weder Empfindungen von Kraft, Elektrizität,
Klang, Wärme, Licht, Geschmack, Geruch, etc. empfangen, noch an das Gehirn
übermitteln können. Wie wäre es sonst möglich, dass eine eingepflanzte,
elektromechanische Prothese Empfindungen übermittelt?
Wäre es nicht logischer
davon auszugehen, dass die Sinnesorgane Schwingungen empfangen, welche
umgewandelt und dann als elektrische Impulse an das Gehirn übermittelt und
nachfolgend „nur“ von der Psyche verarbeitet werden?
Diese Feststellungen zwingen
uns davon auszugehen, dass der menschliche Organismus und somit auch das
Nervensystem zu einem rein physischen Konzept gehören, das nicht nur den
biochemischen Gesetzen unterliegt, sondern in erster Linie den Gesetzen der Elektrizität und des Magnetismus.
Die Psychobiophysik sieht
den menschlichen Organismus als elektrisches System an, das aus drei
grundlegenden Elementen besteht:
-
einer Batterie zur Produktion elektrischer
Energie, bestehend aus der zerebrospinalen Gruppe;
-
einem Transportkomplex für die elektrische
Energie, bestehen aus der Gesamtheit der Nervenbahnen und
-
einer Ladung, d.h. einer elektromagnetischen
Gruppe die in der Lage ist, alle mechanischen Funktionen des Organismus zu
erledigen und die man im Muskelgewebe vorfinden kann.
Anatomisch gesehen besteht
die graue Masse des Rückenmarks aus einer Verdichtung von Milliarden von
Neuronen, die wie elektrische Batterien aufgebaut sind und auch so
funktionieren, Volta’sche Säulen die, wenn sie in einer Reihe miteinander
verbunden sind, die leistungsstärkste elektrische Batterie des Nervensystems
sind.
Eine allgemeine „elektrische
Stromversorgungszentrale“ für alle Kreisläufe und Nervenorgane des menschlichen
Körpers.
Das Gehirn, das Kleinhirn
und das Rückenmark werden als ein elektrizitätserzeugendes System angesehen:
zentrale Batterien, die die gesamte, für das Funktionieren der Muskelgruppen
notwendige, Energie erzeugen.
Das zentrale Nervensystem
bezieht Energie vom Rückenmark und übermittelt Elektrizität an die
willkürlichen Organe (Muskeln) die, als Teil einer Reihe von elektrischen, vom
Gehirn abgehenden Kreisläufen, durch den Willen betätigt werden können.
Das autonome Nervensystem
(Sympathisches und Parasympathisches) wird stattdessen direkt von den Batterien
(Neuronen) des Rückenmarks gespeist und sendet elektrischen Strom an die
entsprechenden Organe (Herz, Lunge, Leber, Nieren, Därme, etc.), die wie kleine
elektrische Motoren vom Gehirn unabhängig funktionieren.
Man muss die enorme
Bedeutung der Verbindung zwischen autonomem und sympathischem Nervensystem
hervorheben: wenn das Herz zum Beispiel von starken, von der Psyche kommenden
Gefühlen beansprucht wird, verändern die Ströme den Rhythmus des Herzschlages
und zwingen das Herz zu einer Superpumpleistung.
Das Gehirn ist die wichtigste
elektromagnetische Zentrale unseres Organismus. Es ist Sitz und Ursprung
elektrischer Wellen (Schwingungen) mit besonderen Frequenzen:
Beta -
von 14 bis 30 Zyklen/Sekunde
Alpha -
von 8 bis 13 Zyklen/Sekunde
Theta -
von 4 bis 7 Zyklen/Sekunde
Delta -
von 0,5 bis 3,5 Zyklen/Sekunde.
Es wurde festgestellt, dass
die elektrische Aktivität des Gehirns, so wie sie auf dem Elektroenzephalogramm
erscheint, nichts anders ist als ein entfernter und lückenhafter Reflex der
elektrischen Potenziale, die die Neuronen beleben.
Jedwedes Neuronenaggregat
ist in der Tat und unter einigen Bedingungen, mit der Möglichkeit versehen, eine
spontane Aktivität mit wechselnden Frequenzen in Gang zu setzen.
Bei Ruhestellung des
Organismus entstehen im Kleinhirn schwingende Ströme, fast tragende Wellen die
– wenn die Person von einem Zustand der Ruhe und Entspannung, in einen Zustand
emotiver Anspannung übergeht – modulationsfähig sind.
Diese Betrachtung ist
ausschlaggebenden und muss berücksichtigt werden, weil das zerebrale
Schwingungssystem, welches Ströme von schwingenden Frequenzen mit den Rhythmen
Beta, Alpha, Theta und Delta erzeugt, die vom Willen der Person verändert und
moduliert werden können.
Diese Ströme sind also dazu
bestimmt, das Netzwerk der Nerven zu durchlaufen und demzufolge das
Gleichgewicht wiederherstellen oder aber verheerende Auswirkungen haben können.
Außerdem sollte
hervorgehoben werden, dass der Gebrauch des vom zerebralen System erzeugten
Wechselstroms (ins Gleichgewicht bringend) dem Einzelnen grundlegende Vorteile
bietet. Einerseits erzeugen Wechselströme keine elektrolytischen Wirkungen,
wenn sie durch die Gewebe fließen und können somit auch keine Zellen und
Moleküle zerstören, wie es beim Vorhandensein von Gleichstrom der Fall wäre. Andererseits
hat der Wechselstrom für die praktischen Wirkungen den Vorteil, dass er die
vollständigste und rationalste Nutzung der Phänomene mit elektromagnetischer
Induktion gestattet.
Wir möchten daran erinnern,
dass die medizinische Wissenschaft sich bei der Behandlung vieler Pathologien
bereits modernster Geräte bedient, die dieses Prinzip nutzen: Elektrostimulation
zur Zurückgewinnung der Muskeltätigkeit, elektromagnetische Therapie,
verschmolzene elektrische und magnetische Felder bei Kreislauf- und
Gelenkerkrankungen, Iontophorese, bei der Arzneistoffe zur Schmerzbehandlung in
einen Stromkreis eingebracht werden, Marconi-Therapie, etc.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen